Einzelhandels- und Zentrenkonzept
Herr Vorsitzender, Herr Bürgermeister, meine Damen und Herren,
zunächst möchte ich klarstellen, worum es heute überhaupt geht:
Es geht um einen Beschluss, das Gutachten des Büros Dr. Lademann und Partner vom 24.11.2023, welches die Perspektiven der Einzelhandelsentwicklung Soltaus aufzeigt, als städtebauliches Konzept in die Planungen der Stadt einzubeziehen. Es soll die Grundlage für weitere Planungen bilden. Es geht sowohl um den Einzelhandel selbst als auch die entsprechenden Zentren des Einzelhandels, also um zukunftsweisende Rahmenbedingungen.
Das heißt, es geht hier nur um die Basis weiterer Planungen. Wenn konkrete Bauvorhaben geplant werden, muss es einen Bebauungsplan geben und bei diesem Vorgang sind Einwände und Anregungen einzubringen. Das wiederum heißt, hier haben die Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, sich einzubringen und zu beteiligen.
Wir befinden uns jetzt also erst in einer vorbereitenden Maßnahme für weitere Entwicklungen in unserer Stadt.
Und hier ist nun auf den Aufstellungsbeschluss hinzuweisen, der in der Sitzung des Bauausschusses im Juni 2021 und am 15.Juli 2021 im Verwaltungsausschuss einstimmig beschlossen wurde. Es geht um den Bereich Bürgermeister-Schultz-Str., Celler Str. und Alte Zollstr. Inhalt war die Änderung des Flächennutzungsplanes für diesen Bereich und die Aufstellung eines Bebauungsplans. Ziel war die Schaffung der planungsrechtlichen Voraussetzungen für die Ansiedlung eines Vollsortimenters aus der Lebensmittelbranche sowie für weitere mögliche Fachmärkte in begrenztem Umfang. Das wie gesagt, wurde einstimmig im VA beschlossen, auch von der Bürgerunion und der FDP.
Und dann kam der Passus, um den es heute geht: Im Zuge der angestrebten Bauleitplanverfahren bedarf es zusätzlich des Beschlusses des in Aufstellung befindlichen Einzelhandelsentwicklungskonzeptes durch den Rat der Stadt Soltau gemäß Baugesetzbuch.
Erst nach dieser Beschlussfassung ist es zur Revitalisierung der Almhöhe gekommen, man wusste da also von der Planung eines Vollsortimenters an dieser Stelle.
Dennoch wird hier mit allen Mitteln von Einzelnen gezielt versucht, in der Bevölkerung Unruhe zu erzeugen, und ich bitte auch die anwesenden Gäste darum, eine sachliche Diskussion zu ermöglichen.
Das Gutachten bestätigt, dass es weiterhin drei Einzelhandelszentren in Soltau geben soll, die Innenstadt, die Almhöhe und das Designer Outlet Center, das allerdings durch seine Lage eine Sonderstellung einnimmt.
Über die Revitalisierung des Fachmarktzentrums Almhöhe freuen wir uns sicherlich alle. Es muss aber auch gesagt werden- geschieht auch im Gutachten- dass zum Beispiel die Ansiedlung von New Yorker dort und des Drogeriemarktes Müller eine ernstzunehmende Konkurrenz für die Innenstadt ist. Es ist mir ehrlich gesagt ein Rätsel, wie man dies verneinen kann. Zur Zeit fährt man mindestens nach Lüneburg, um diese Läden zu nutzen.
Die Erneuerung des Fachmarktzentrums beinhaltet auch die Errichtung eines weiteren Rewemarktes. Dieser ist allerdings auf eine Größe von ca.1700 qm bis 2200 qm beschränkt. Der ehemalige Kauflandladen beinhaltete dagegen ca.5.500 qm. Das bedeutet, dass in diesem südlichen Bereich weitere nicht unerhebliche Flächen für einen Vollsortimenter zur Verfügung stehen, wie es ja auch seit Juli 2021 geplant war.
Hier ist nun neben den Einzelhandelszentren die Verteilung der Vollsortimenter in unserer Stadt zu betrachten. Das sind Edeka an der Lüneburger Straße, Rewe am Bahnhof und nun auch der kleinere Rewemarkt im Fachmarktzentrum.
Aufgrund der Entwicklung der Baugebiete ergibt sich auch laut Gutachten, dass im südlichen Bereich noch eine Versorgungslücke mit einem Vollsortimenter besteht, insbesondere, weil an der Tetendorfer Straße ein neues Wohnbaugebiet entstehen wird.
Die Ansiedlung des Rewemarktes im Fachmarktzentrum wirkt sich insoweit aus, dass der weitere mögliche Vollsortimenter an der Celler Str. seine Fläche reduzieren muss, die genauen Zahlen sowohl was Rewe im Fachmarktzentrum betrifft als auch einen neuen Vollsortimenter an der Celler Str. müssen noch ermittelt werden. Das hängt auch vom Sortiment ab, je nachdem, ob es sich um Food oder Nonfood handelt und es zukünftig auch einen Getränkehandel in Soltau gibt.
Alle Vollsortimenter sollten von den Kunden und Kundinnen im jeweiligen Bereich fußläufig oder mit dem Fahrrad zu erreichen sein, dafür will die Verwaltung auch bei einem vierten Vollsortimenter an der Celler Str. Sorge tragen.
Ja, und nun muss auch mal der Name erwähnt werden, der derart für Unruhe sorgt. Es geht um Famila, dieses Unternehmen möchte sich dort ansiedeln.
Abgesehen davon, dass dann dort eine Versorgungslücke geschlossen werden soll, ist dies ein Geschäft, das man auch einmal besucht, wenn man in der Regel bei Edeka oder Rewe einkauft.
Solange es dieses Angebot in Soltau nicht gibt, fahren nicht wenige Soltauer und Soltauerinnen nach Schneverdingen zu Famila, was ich bei meinen Besuchen dort feststellen kann. Wollen wir diese Kaufkraft nicht lieber in unserer Stadt behalten? Ich werde von vielen Menschen angesprochen die sich darüber freuen würden, wenn sich Famila hier ansiedelt, die sind allerdings nicht so lautstark wie die Gegner, das ist ja leider meistens so.
Das Industrie-und Gewerbegebiet links der Celler Str. stadtauswärts soll auch ausgeweitet werden. Da gibt es dann sicher auch einen Bedarf, einen Lebensmittelhändler für Einkäufe in der Nähe zu haben.
Ich denke, dass die Bevölkerung in Soltau ein bestimmtes Kaufverhalten hat, man geht in den Vollsortimenter im eigenen Wohnbereich und ab und zu besucht man eben auch mal einen anderen Laden mit einem anderen Angebot. Die meisten Einwohner und Einwohnerinnen in unserer Stadt sind mobil und lassen sich nicht vorschreiben, wo sie die Bedarfe ihres täglichen Lebens erwerben. Eine Stadt wird attraktiv durch ein vielfältiges Angebot, das sollten wir vor Augen haben.
In erster Linie benötigen wir aber laut Gutachten einen vierten Vollsortimenter, um eine Versorgungslücke im südlichen Bereich zu schließen, wenn das neue Baugebiet dort entsteht. Und damit kann man auch nicht warten, denn wir alle wissen, dass noch Jahre ins Land gehen werden, bis tatsächlich Planungen umgesetzt werden.
Hinzu kommt, dass laut Gutachten Mittelzentren auch die Aufgabe haben, umliegende Grundzentren mitzuversorgen. Wenn man da an Wietzendorf denkt, ist die Nähe zum geplanten Standort an der Celler Str. gegeben und dürfte von da aus gut angenommen werden. Und auch die Besucher des Südseecamps werden kommen.
Wenn man nun aber liest, was in den letzten Tagen in der Böhme-Zeitung wiedergegeben wurde, sieht es so aus, als ob hier ein Kampf Rewe gegen Famila durchgeführt wird. Obwohl diese Ansiedlungen nur ein kleines Mosaiksteinchen im gesamten Konzept sind. Es ist leider anzunehmen, dass hier der Widerstand gesteuert wurde, diese schwierig rational zu erfassende negative Einstellung ist schon erstaunlich.
Ich bin der festen Überzeugung, dass sich wie so oft die Aufregung legen wird, wenn man feststellt, dass alle Anbieter und die Bevölkerung gut mit den Vorgaben aus dem Konzept Lademann für unsere Stadt leben können. Denn wie hat es wohl ein Investor zu Beginn der Verhandlungen gesagt: „Konkurrenz belebt das Geschäft“!